Folge 6 – Wo Medizin auf Menschlichkeit trifft

Shownotes

Als (Assistenz-)ärztin oder -arzt in der Psychiatrie bewegt man sich zwischen Gesprächsarbeit, Grenzsituationen und der Frage, wie Medizin jenseits des „Messbaren“ aussehen kann.

Offen und reflektiert erzählt Julius Vielhauer, Assistenzarzt auf der Akutstation 41 für Abhängigkeitserkrankungen, Psychiatrie und Psychotherapie an der LVR-Klinik Köln, was es bedeutet als (Assistenz-)ärztin oder -arzt in einer psychiatrischen Klinik zu arbeiten und warum Sprache für ihn ein zentrales Therapiemittel ist. Durch die Arbeit in seinem Fachbereich gibt er im Gespräch mit Moderator Daniel Schwingenheuer zusätzlich Einblicke in die Thematik „Suchterkrankungen“ und den gesellschaftlichen Umgang damit. Dabei zeigt er anhand seines persönlichen Wegs auf:

  • Wie der Werdegang als Assistenzärztin oder Assistenzarzt in einer psychiatrischen Klinik aussehen kann.
  • Wie Sprache, Beziehungsarbeit und Vertrauen zu zentralen Therapiewerkzeugen werden.
  • Was Suchterkrankungen und das damit verbundene Verlangen oder „Craving“ über die menschliche Psyche erzählen.
  • Welche Verantwortung psychiatrisches Fachpersonal in Krisensituation trägt.
  • Welche Rollen multiprofessionelle Zusammenarbeit, Anamnesen und Teamkommunikation im Klinikalltag spielen.
  • Und warum mehr Verständnis und weniger Stigmatisierung in der Gesellschaft bei Sucht wünschenswert ist.

Ein Einblick in ein vielschichtiges Berufsbild und auf Menschen, die mit Empathie, Erfahrung und Haltung Medizin und Menschlichkeit im Beruf leben. Jetzt reinhören!

Triggerwarnung: In diesem Podcast sprechen wir über psychische Erkrankungen. Wenn dich diese Themen belasten könnten, höre bitte achtsam zu und hol dir professionelle Unterstützung, wenn du sie brauchst.

Tipp: Neue Folgen erscheinen jeden zweiten Dienstag im Monat. Jetzt abonnieren – und keine Folge verpassen! Weitere Infos: www.sinnvoll.lvr.de

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Podcast-Empfehlung: In unserem Podcast „RheinlandRAUSCH“ geht es um echte Geschichten von Menschen, die ihren Weg aus der Sucht gegangen sind, um mutmachende Gespräche mit Expert*innen und um hilfreiche Informationen, die dir oder deinen Liebsten den ersten Schritt in Richtung Hilfe erleichtern sollen. Ob du selbst betroffen bist, dir Sorgen um jemanden machst oder einfach mehr über das Thema erfahren möchtest – wir sind hier für dich. RheinlandRAUSCH | Podcast on Spotify

Transkript anzeigen

00:00:00: Es gibt so ein Vulnerabilitätsstressmodell.

00:00:03: Das heißt, bestimmte Erkrankungen sind wie erstmal durch so eine, so kann man sich vorstellen, durch eine Hülle, erstmal verdeckt, die kommen nicht zu Tage.

00:00:12: Und wenn bestimmte Form von Stress auftritt, das heißt jetzt nicht nur physisch Stress, dass man sich Stress gefühlt ist, aber zum Beispiel auch bei Suchterkrankungen eine genetische Komponente oder... biopsychosoziale Aspekte, zum Beispiel finanzielle Sorgen oder dass es zum Beispiel auch Konsum in der Familie gibt, dass es traumatische Erlebnisse gibt, dann ist so die Idee, dass es diese Hülle wie Risse bekommt.

00:00:39: Und irgendwann ist es dann so, wenn es so in dieser immer mehr von dem Stress oben drauf knallt auf diese Hülle, dass dann die Erkrankung zutage kommt.

00:00:51: Willkommen bei Seelenarbeit, dem Psychiatrie-Podcast aus dem LVR-Klinikverbund.

00:00:56: Echte Geschichten, ehrliche Einblicke von Menschen, die mit Herz in der Psychiatrie

00:01:00: arbeiten.

00:01:01: Unser Ziel, Vorurteile abbauen, Einblicke geben und den Menschen hinter dem Beruf sichtbar machen.

00:01:06: Denn Seelenarbeit beginnt mit echten Geschichten und hier erzählen wir sie.

00:01:18: Nachdem wir uns letztes Mal an der LVR-Klinik in Bonn aufgehalten und viel über den Alltag in der Trauma-Ambulanz gelernt haben, geht's heute für uns rund twenty-fünf Kilometer den Rhein runter nach Köln.

00:01:29: Herzlich willkommen zur neuen Folge Seelenarbeit.

00:01:31: Daniel Schwingauer hier, ich bin euer Host und ich freue mich auf diese Folge.

00:01:35: Zu Gast ist heute Julius Vielhauer, Assistenzarzt der Akutstation einundvierzig an der LVR-Klinik in Köln, auf der es um Abhängigkeitserkrankungen geht.

00:01:45: Herzlich willkommen erst mal.

00:01:47: Danke, Daniel.

00:01:49: Freue mich sehr, hier sein zu dürfen und bin sehr gespannt.

00:01:52: Wir nehmen diesen Podcast natürlich immer so ein bisschen vor der eigentlichen Veröffentlichung auf.

00:01:56: Jetzt ist es reiner Zufall, dass diese Folge mit dir aus der LVR-Klinik in Köln ausgerechnet am elften Elften rauskommt.

00:02:03: Sessionsbeginn, Karnevalsauftakt, du bist Rheinländer, hast du ein Kostüm?

00:02:07: Kostüm habe ich noch nicht, aber das freut mich natürlich sehr, dass ich jetzt am elften Elften das ausgestrahlt werde.

00:02:16: denn die reinländische Seele natürlich sehr froh.

00:02:18: Trotz aller Karnevalsvorstellung an dieser Stelle, wir blicken heute natürlich auf deine Arbeit Julius.

00:02:24: Wie funktioniert der Umgang mit psychisch erkrankten Menschen, mit Sucht, Warn und Psychoseerkrankungen?

00:02:30: Es geht um die Unterschiede zwischen Tagesklinik, Suchtstationen und weil diese Themen schon auch sehr belastend sein können natürlich jetzt am Anfang erstmal der Hinweis an euch.

00:02:39: Wenn euch psychische Erkrankungen triggern oder emotional belasten, dann hört bitte nur weiter zu, wenn ihr euch aktuell stabil fühlt oder in Begleitung seid und zögert niemals professionelle Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen, wenn es euch nicht gut geht.

00:02:52: Julius, wir lernen dich zu Beginn jetzt erst mal ein bisschen besser kennen.

00:02:55: Ich habe eine Kurzesamfassung deines Lebenslaufs vorbereitet.

00:02:59: Du kommst aus dem Rheinland, woher genau?

00:03:01: Ich bin in Bonn geboren und dann habe ich im Sauerland aufgewachsen.

00:03:05: Also schon ein bisschen rumgekommen im Rheinland auf jeden Fall.

00:03:07: Genau.

00:03:08: Bemerkenswert, du bist nicht nur im Rheinland rumgekommen.

00:03:11: Zu Beginn deines Studiums warst du zwei Jahre in Riga, in Lettland.

00:03:16: Wie hat sich das denn ergeben?

00:03:18: Also durch verschiedene Dinge.

00:03:20: Also einerseits ist es natürlich so, dass durch den NC ich jetzt nicht direkt in Deutschland mit eins Komma sieben leider studieren konnte.

00:03:28: Und dazu haben auch Freundinnen von mir das dort auch studiert.

00:03:32: Das haben sie empfohlen.

00:03:33: Und genau, dann ist es zuerst in Riga in Deutschland gewesen.

00:03:37: Riga, ist das denn bekannte innerhalb der Medizinbranche als eine besonders gute Uni?

00:03:44: Ich würde sagen schon, also ich glaube nicht, dass ich das jetzt gegen all anderen bewerten kann, aber ich weiß, dass es auf jeden Fall eine sehr beliebte Uni im Ausland ist.

00:03:54: Ich fand das auch toll, auf Englisch beginnen zu können, zu studieren.

00:03:58: Das fand ich eine Riesenerfahrung und auch im Ausland zu leben, war für mich unglaublich prägend.

00:04:04: Und ich bin sehr zufrieden da gewesen zu sein.

00:04:06: Und auch die anderen, die ich kenne, die dort waren, haben auch Ähnliches berichtet.

00:04:12: Du hast in Riga dein Physikum gemacht, ne?

00:04:15: Das ist der erste Abschnitt eines Medizinstudiums, also die ersten vier Semester.

00:04:20: Stimmt es?

00:04:20: Genau.

00:04:20: Da hab ich so den Regenverstand, ja.

00:04:22: Und danach bist du dann weiter nach Dresden.

00:04:23: Wie kam das?

00:04:24: Dresden ist ja dann irgendwie auch komplett anders.

00:04:27: Dresden ist komplett anders.

00:04:29: Es ist dann so eher im Osten geblieben.

00:04:32: Das hat einfach von so der Wahlmöglichkeit gepasst.

00:04:35: Und genau, auch dort hab ich auch eine sehr gute Zeit gehabt.

00:04:40: Genau.

00:04:41: Das ist dann auch etwas, was man dann entscheiden muss, je nach dem Wechsel, wie die Noten in Riga waren.

00:04:48: Und dann konnte man sie in verschiedenen Orten Deutschland bewerben.

00:04:51: Ja.

00:04:52: Danach kam dann der Umzug nach Köln.

00:04:54: Das war für dich eine Wunschlösung.

00:04:56: Zum einen ist es die Heimat wieder, aber auch wegen der psychiatrischen Versorgung und der Weiterbildungsmöglichkeiten.

00:05:02: Dann warst du erst ein Jahr auf der geschützten Station.

00:05:05: und dein ein Jahr auf der in der psychiatrischen Tagesklinik in Köln-Meerheim.

00:05:10: Und jetzt seit August zwanzig, fünfundzwanzig, also noch relativ frisch in der Akutstation, einundvierzig für Abhängigkeit der Krankenkungen.

00:05:18: Herzlichen Glückwunsch erstmal nochmal.

00:05:20: Danke.

00:05:20: Das ist ja wirklich noch gar nicht so lange.

00:05:22: Das sprechen wir gleich auf jeden Fall auch noch drüber.

00:05:24: Wir machen ganz zu Beginn, das gehört auch dazu, noch eine Schnellfragerunde.

00:05:28: Deine Aufgabe ist es jetzt so schnell wie möglich und gleichzeitig aber so kurz wie möglich auf das zu antworten, was ich dir hier vorstelle.

00:05:34: Also die erste Geschichte, drei Worte, die deine Arbeit als Assistenzarzt beschreiben.

00:05:42: Da würde ich erstmal sagen, spannend, aufregend und anspruchsvoll.

00:05:50: Mhm, kann ich mir vorstellen.

00:05:52: Wenn du kein Arzt geworden wärst, was würdest du dann heute machen?

00:05:58: Dann wär ich Archäologe geworden.

00:06:00: Also das war jedenfalls in der Schule war das, ich war im Geschichtleistungskurs, das hat mir sehr viel Spaß gemacht.

00:06:09: Und dann war meine kurze Zeit die Idee Archäologe zu werden.

00:06:11: Das ist dann aber doch verworfen worden.

00:06:14: Also du magst das Ding auf den Grund zu gehen, habe ich das Gefühl.

00:06:17: Ja, kann man so sagen.

00:06:19: Und die dritte Geschichte.

00:06:20: Vervollständige den Satz, wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme.

00:06:27: Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, dann ist es meistens, dass ich wie gerade einmal kräftig durchatme, weil doch schon viel am Tag passiert ist, viele Geschichten.

00:06:37: Meistens Wassertränke, weil man, also ich vergesse irgendwie chronisch im Klinikalltag ausreichend Flüssigkeit zu mir zu nehmen.

00:06:46: Dann habe ich meistens was geplant, weil ich es immer wichtig finde, auch einen Ausgleich zu haben, zu der Arbeit.

00:06:52: Dann steht Freundinnenbesuchen an oder Sport, irgendwie sowas in der Richtung.

00:06:58: Das war zwar nicht so kurz wie möglich, glaube ich, aber es war sehr interessant, das über dich zu erfahren.

00:07:03: Ich kann mir vorstellen, dass jetzt nicht jeder und jeder genau auf dem Schirm hat, wie die Ausbildung zum Arzt so läuft.

00:07:07: Ich versuche es nochmal kurz zusammenzufassen.

00:07:08: Schritt eins ist erstmal das Abi.

00:07:10: Dann gibt es das Medizinstudium und danach ist das Ziel, dann Facharzt zu werden.

00:07:14: Dafür ist man eine zeitlang Assistenzarzt oder Ärztin an der Klinik.

00:07:18: Und genau an dieser Stelle bist du jetzt gerade.

00:07:21: Und das ist quasi der Moment, in dem man nach dieser ganzen Theorie aus dem Studium dann lernt, wie es praktisch vor Ort in seinem Fachgebiet, in deinem Fall jetzt psychische Erkrankungen, im Alltag so läuft.

00:07:31: Und um das nur der Vollständigkeit halber auch noch zu erwähnen, danach kann man dann Oberarzt machen und eventuell Chefarzt.

00:07:38: Sind das so Ambitionen, die du eigentlich hast?

00:07:41: Das ist eine Frage.

00:07:41: Ist ja früh, ne?

00:07:43: Genau, ich glaube, das ist zu früh.

00:07:45: Also erst mal möchte ich... mir einfach einen guten Überblick verschaffen, was es alles für Krankheitsfelder gibt, für Behandlungsmöglichkeiten in der Psychiatrie.

00:07:56: Und dann schaue ich da weiter.

00:07:58: Das kann ich jetzt wirklich gerade noch gar nicht sagen.

00:08:00: Ja, Blick in die Zukunft interessiert an dieser Stelle auch weniger.

00:08:03: Wir machen den Hundert-Achzig-Grad-Schwenk und schauen in die Vergangenheit.

00:08:06: Du hast Medizin studiert, dich für die Fachrichtung Psychiatrie entschieden.

00:08:10: Gab es den einen Moment, in dem du dich dazu entschlossen hast, dass das deine Zukunft sein soll?

00:08:17: Das die Frage habe ich häufiger schon gehört, weil viele auch im Studium dieses eher nicht in diesem Fach tätig sind oder waren von von Bekannten von mir und also mich hat früh schon interessiert im Studium Dinge die.

00:08:35: vielleicht nicht so direkt physikalisch oder mechanistisch fassbar waren.

00:08:40: Also wenn jetzt zum Beispiel ein Knochen irgendwie da ein Trauma drauf ist, ein Druck, das der Knochen dran bricht.

00:08:47: Das hat mich nicht so sehr begeistert, wie dann zum Beispiel auch Menschen, die Dinge wahrnehmen, die jetzt vielleicht du oder ich nicht wahrnehmen, aber die genauso zur Realität gehören.

00:08:56: Also da spiele ich vor allem auf Psychosen an, was ich einer der spannendsten Krankheitsbilder finde.

00:09:01: Das hat mich super fasziniert und da wollte ich irgendwie einfach mehr darüber wissen.

00:09:05: Und die Arbecker hat mich auch begeistert mit den Sachen, die vielleicht nicht so direkt auf den ersten Blick irgendwie offensichtlich und verständlich waren.

00:09:14: Kannst du das benennen, woher diese Faszination für diese Krankheiten kommt?

00:09:18: Ist es, dass es eben nicht so greifbar ist?

00:09:21: Ja, ich glaube das.

00:09:22: Das ist etwas, was genau was Besonderes, was man vielleicht auch erstmal zusammen erforschen muss und was ich auch total... bei meiner Arbeit finde, dass auch bestimmte Dinge auch einfach so sein dürfen, die vielleicht man irgendwie als Krankheitswert betitelt, aber die jetzt auch die Menschen einfach haben dürfen, die man ihnen lassen darf.

00:09:42: Und ich fand das immer super spannend, dass man als Therapiemittel auch die Sprache einsetzt und das damit total viel zu tun hat, wie man mit Dingen umgeht.

00:09:51: Und das hat mich sehr begeistert.

00:09:55: Hattest du damals, als du studiert hast, Erfahrung mit psychischen Erkrankungen im Umfeld bei dir selbst?

00:10:04: Also bei mir selbst oder im Umfeld jetzt nicht.

00:10:06: Aber ich habe sehr früh das Glück haben dürfen, in Dresden auch zu formulieren.

00:10:11: Also das heißt, es ist so ein Praktikum bei uns im Studium.

00:10:14: Und da habe ich zwei absolviert in der Psychiatrie in Dresden und mein Peat später auch das praktische Jahr, wo man da einen Teil des praktischen Jahr hingehen kann.

00:10:24: Wo ich einfach super ins Team integriert, durfte ganz viele Dinge schon mitmachen, sehen, fragen, entscheiden.

00:10:30: Und ich glaube, das hat mich einfach auch dahin gebracht, das weitererkunden zu dürfen, weil ich da so viel mitarbeiten durfte schon.

00:10:40: Stellt mir jetzt gerade nochmal das vor, was du meinst, dass halt eben das Besondere an dem Fachgebiet halt auch die Sprache ist und die Kommunikation.

00:10:47: Merkt man das im Studium, wenn man sich mit anderen unterhält, mit denen diskutiert, die dann vielleicht so ein klassisches Fach, innere Medizin, Chirurgie oder so als Spezialisierung nutzen, ist das da, also sind das so zwei Lager?

00:11:05: Ich bisschen schon, leider schon.

00:11:07: Also ich hatte schon häufig das Gefühl, dass das schon etwas ist, wo auch die Kolleginnen von mir auch wenig Berührungspunkte mit haben oder vielleicht auch Bestere Typien, Vorurteile und auch sagen, das ist mir nicht so, vielleicht manchmal gar nicht so ganz geheuer, was da gesprochen wird.

00:11:27: Und ich habe auch Sorge, das zu besprechen.

00:11:29: Und das ist schon, glaube ich, dass man das so einteilen kann, dass manche das Ärzte auch sagen, damit möchte ich oder kann ich auch gar nicht.

00:11:38: Das ist mir zu viel sprechen, zu wenig, weil ich das an Hand und Fuß vielleicht direkt festmachen kann.

00:11:44: Und da fehlt mir doch der Laborparameter oder das EKG, wo ich diese Veränderung festmachen kann.

00:11:51: Hat dir den Sprache eigentlich immer schon was bedeutet?

00:11:54: Weil das ist ja ein ganz ganz großes Handwerk jetzt.

00:11:56: Ein Handwerkszeug.

00:11:58: Ja, ich habe sehr, als Kind schon sehr, sehr viel Hörbücher immer gehört.

00:12:03: Also ich glaube, ich habe schon, dass, vielleicht hat das was aus der Kindheit oder Jugend, habe ich das mitgebracht, dass mich das sehr schon interessiert oder begeistert hat.

00:12:15: Geschichten oder Sprache, Kommunikation.

00:12:21: Das findet sich wahrscheinlich vielleicht auch da schon in irgendeiner Form begründet, mein Interesse dafür.

00:12:27: Kommunizierst du jetzt anders nach deinem Studium?

00:12:29: Vielleicht auch im Privaten?

00:12:31: Ja, also schon.

00:12:32: Ich glaube manchmal spricht man sehr therapeutisch.

00:12:37: Also das ist glaube ich schon, das fällt auch... in meinem Umfeld manchmal doch auf, dass ich da dann anderes spreche oder häufiger benutze, vielleicht den Ausdruck in meiner Wahrnehmung oder das finde ich so.

00:12:49: Ich glaube, das hat sich schon geändert als im Vergleich zum Studium.

00:12:53: Ja.

00:12:54: Und trotzdem hast du dich ja für den medizinischen Part entschieden.

00:12:58: Und nicht, du bist kein Psychotherapeut, sondern du bist Psychata.

00:13:03: Ja, das ist korrekt.

00:13:05: Ich habe weiterhin auch ganz große Interesse und finde das auch total wichtig, das zu verbinden, dass nicht nur Medizin in der Psychiatrie ausdrücklich auf den Gesprächen stattfindet oder ich sage jetzt alles, was körperliche Erkrankungen sind, weiß ich irgendwie von mir und lasst das andere Ärztin therapieren oder eine passende Fachrichtung, sondern das gehört immer zusammen.

00:13:29: Wir haben ja auch Menschen, die eine deutlich höhere Rate auch an anderen körperlichen Erkrankungen haben.

00:13:33: Und ich finde das ganz wichtig, es zu verbinden.

00:13:35: Und mir macht das trotzdem total Spaß, auch körperliche Befunde oder Dinge zu überprüfen oder da von anderen Fachrichtungen zu profitieren und davon zu lernen.

00:13:46: Du hast dich damals ganz bewusst für die LVR-Klinik in Köln entschieden.

00:13:49: Was waren denn die Gründe dafür?

00:13:52: Also ich wollte sehr gerne an ein Haus gehen, was eine maximale und oder eine große Versorgung anbietet.

00:14:00: Das heißt, was ich total wichtig finde, ist, dass ich so auch später, egal wo es dahin geht, dass man dort den Patient in auch eine gewisse Expertise vorbringen kann, also sagen kann, ich habe Krankheitsbilder und viele Krankheitsbilder gesehen und ich kann dann auch eine gute Prognose, eine Empfehlung abgeben, weil ich vielleicht schon mal was Ähnliches, obwohl alles individuell ist, aber was Ähnliches gesehen habe und das auch hier bei uns gut finde, das ist auch alle gängigen Therapiemöglichkeiten gibt.

00:14:29: Und da man auch zuschauen kann, dass selbst durchführen kann oder es in supervidilter Form durchgeführt.

00:14:35: Das war mir ganz wichtig.

00:14:36: Da wollte ich dann nicht als Assistenzarzt aus der Ausbildung herausgehen und sagen, ach, das irgendwie fühle ich mich unsicher.

00:14:42: Das habe ich noch nie oder gar nicht gesehen.

00:14:44: Das finde ich sehr schade.

00:14:45: Du bist jetzt mit dem Studium seit, sagen wir mal, knapp zweieinhalb Jahren fertig.

00:14:49: Stimmst du ungefähr?

00:14:50: Ja.

00:14:51: Wie waren diese zweieinhalb Jahre?

00:14:52: Das ist sehr ein großer Schritt, wenn man plötzlich sagt, so jetzt keine schriftlichen Dinge mehr hier, sondern jetzt geht es wirklich in den Alltag rein.

00:14:59: Ja,

00:14:59: das ist so spannend, weil man ja am Anfang, wenn man dann als Assistenzarzt anfängt, ist man dann ja von der einen auf der anderen Sekunde auf der Station.

00:15:09: Und dann wird sofort auch, wenn es einen Notfall gibt, eine Frage, dann wird dir gesagt, fragen wir mal den Arzt.

00:15:13: Und das bin ja dann zum Beispiel in dem Fall ich und musste natürlich auf einmal entscheiden.

00:15:19: konnte und war auch am Anfang teilweise auch schon ziemlich herausfordernd.

00:15:23: Vor allem auch gab es eine akute Gefährdung, also haben Menschen sich oder andere verletzt, gab es Gedanken, sich zu suizidieren, sich umzubringen, gab es akute Intoxikationen, also Zustände, wo Menschen Substanzen konsumiert haben oder als Notfälle gab.

00:15:39: Das war schon am Anfang herausfordernd.

00:15:41: Ja.

00:15:42: Ich stelle mir es jetzt gerade so vor, wenn du einen Führerschein machst, dann hast du halt erstmal die Theorie und denkst halt, ja, es ist alles klein in der Situation, dann bist du erstmal auf der Straße unterwegs und das was in der Theorie kommt, aber keiner aus der Richtung.

00:15:54: Ist das ungefähr genauso, dass man am Anfang erstmal schwimmen lernen muss?

00:16:00: Ja, also ich glaube, man... Ich glaube, man muss irgendwann schwimmen lernen.

00:16:05: Es ist einfach so, weil auch, was ich hier sehr gut fand, war, dass ich sehr gut von eigentlich allen Seiten da eingearbeitet wurde.

00:16:15: Ich durfte fragen, ich durfte, krieg da auch immer eine Antwort.

00:16:18: Sei das von meinem damaligen Oberarzt.

00:16:20: Und ich hatte auch eine Assistenzärztin, die etwas weiter war, die dann so als meine Mentorin aufgetreten ist.

00:16:27: Bei uns ist ja auch ganz wie in vielen Fachrichtungen ganz toll, dass wir auch erfahrene, zum Beispiel, Pflegekräfte, Sozialarbeiterinnen und so weiter haben, wo man auch fragen konnte, wie seht ihr das?

00:16:38: Natürlich muss ich das als Arzt ab einem gewissen Punkt selber entscheiden und auch im Nachtdienst ist ja nicht immer jemand dabei.

00:16:43: Da muss man, so wie du sagst, schwimmen.

00:16:45: Aber ich hatte viel Unterstützung und durfte da auch zurückgreifen drauf und habe mich da auch sicher gefühlt, auch Dinge.

00:16:53: nach Rücksprache selbst zu entscheiden.

00:16:55: und dann schwimmt man immer mehr und irgendwann hat man ja schon so das Gefühl, man hat jetzt die Bahn, die kennt man jetzt und das Fahrwasser darf sich auch ändern, aber trotzdem schwimmt man dann oben und hat so ein bisschen Oberwasser gewonnen.

00:17:07: Es gibt natürlich immer noch Situationen, die sind wieder neu und jeder Patient ist individuell und da passiert was, aber da habe ich jetzt glaube ich ganz gut Fahrwasser gewonnen, dass ich sagen kann, über gewisse Sachen kann ich dann gut entscheiden.

00:17:21: Für diejenigen, die sich vielleicht auch für diese Karriere interessieren, lass uns nochmal ganz klar machen, Assistenzarzt heißt, das hast du gerade schon gesagt, du hast eigene Schichten, du bist in der Verantwortung.

00:17:32: Bis wohin geht die Verantwortung?

00:17:36: Also wir sind ja in meinem Team immer so aufgestellt, dass es mehrere Assistenzarztinnen gibt und dann gibt es einen Oberarzt, eine Oberärztin und dann gibt es natürlich noch leitende Oberärztinnen oder Chefarzt-Chefärztinnen.

00:17:47: Das heißt, häufig ist es so, dass die auf der Station die Geschehen von uns geführt werden, also so was, was so akut passiert, was am Patienten ist und wir dann entweder telefonische Rücksprache halten, wenn das zum Beispiel die eigene Expertise oder die Maßnahmen, die man vielleicht schon eingeleitet hat, nicht ausreichen sind, dann ruft man an und oder dann sagt man auch, dass die Oberhalts- oder Oberhaltsinnen vorbei kommen sollte.

00:18:17: Wir sind inzwischen innerlich angekommen auf der Akkutsstation, es geht um Abhängigkeitserkrankungen in deiner täglichen Arbeit.

00:18:26: Was heißt das genau?

00:18:27: Lass uns das auch mal definieren.

00:18:30: Abhängigkeit heißt, dass eine Erkrankung ist, bei der Menschen Substanzen konsumieren.

00:18:37: Das heißt, in diesem Fall legale oder illegale Drogen, also das kann sein Alkohol, Cannabis, Kokain oder weitere Amphitamine, Benzodiazepine, Opioide, also ganz verschiedene Substanzen.

00:18:51: Und auf der Abhängigkeitsschutzung, wo ich gerade arbeite, da sind Menschen dann mit Abhängigkeit, die in einer Krise sind.

00:18:59: Das heißt, die sich oder andere Gefährden, also eine Eigengepferdung ist ja zum Beispiel, dass sie so deutlich intoxikiert sind, dass es zum Beispiel auch körperliche Reaktionen darüber gibt.

00:19:11: Denke ich daran, wenn jetzt zum Beispiel jemand so viel Substanz konsumiert, dass er nicht mehr ansprechbar ist oder dass er Medikamente dort braucht, um den Entzug von Substanzen, weil die auch gefährlich sein können, für Körper und Psyche zu stützen.

00:19:23: oder weil es Verhalten gibt, dass man im Rahmen einer psychiatrischen in diesem Fall eine Abhängigkeitserkrankung sich gefährdet, also Gedanken hat sich selbst zu verletzen oder sich das Leben zu nehmen oder andere gefährdet.

00:19:35: Also das heißt, dass Menschen zum Beispiel aggressiv sind oder angespannt und das eben auf dieser speziellen Station im Rahmen einer Abhängigkeitserkrankung.

00:19:46: Ja, es sind ja auch... Also gerade gesagt, es sind illegale Drogen dabei.

00:19:51: Es gibt ja einfach die illegalen Drogen, die auch hier unterwegs sind.

00:19:56: Das macht es doch um einige schwerer, weil ich mir vorstellen kann, dass das erstmal gar nicht so einfach ist, aus den Menschen rauszubekommen, was sie denn eigentlich genommen haben.

00:20:04: Und dementsprechend halt auch die Behandlung gar nicht so einfach ist, oder?

00:20:09: Das ist manchmal auch schwierig.

00:20:11: Wir zählen natürlich prima immer darauf, dass die Patientinnen damit offen und ehrlich umgehen.

00:20:15: Und das ist auch für die Therapie natürlich unglaublich relevant, weil man kann viel besser Therapien oder Therapie anbieten.

00:20:24: Das entscheidet ab einem gewissen Punkt ja auch die Menschen, ob sie das möchten, wenn sie ehrlich sind.

00:20:28: Und wenn man weiß, wie häufig, welche Substanzen und was konsumiert wird.

00:20:34: Für uns ist es auch unglaublich wichtig und das sage ich auch den Patienten immer.

00:20:37: Also ich bin Arzt, ich möchte helfen, ich bin nicht von der Polizei, vom Gericht, es geht nicht auch darum, dass ich Rechtsprechung tue, das kann, möchte und darf ich auch nicht, sondern es geht darum, dass ich behandle.

00:20:49: Und wenn ich bestimmte Substanzen oder Besubstanzen in deren Interaktion ich kenne, kann das sehr gefährlich sein.

00:20:55: Manche Substanzen sorgen zum Beispiel dafür, dass der Arten oder der Arten... der Range unterstützt, also gehemmt wird, sodass es auch zu wirklich lebensbedrohlichen Zuständen kommt, dass das ganz wichtig ist.

00:21:07: Und wir können ja auch... Untersuchungen durchführen, sodass wir Substanzen feststellen können.

00:21:13: Also im Urin ist das zum Beispiel, wenn die Patienten in Urin abgeben, dann können wir feststellen, mit welchen Substanzen die Patienten intoxikiert sind.

00:21:22: Ja, das ist natürlich jetzt alles der Fall, dass man vielleicht mal einen ruhigen Moment erwischt und dass man mit den Leuten sprechen kann.

00:21:29: Aber es gibt ja auch Akutfälle, die dann bei euch ankommen oder die vielleicht, wie du sagst, gar nicht ansprechbar sind und so.

00:21:34: Wie geht man damit um?

00:21:36: Also im Akutfall finde ich, Und das ist immer die Primisse in meinem Verständnis auf der geschützten Station, dass man deeskalierend und beruhigend auftritt.

00:21:47: Das finde ich ganz wichtig, dass man den Menschen... Immer zuerst in der Rahmen einer Krise, wo in krisenhaften Verhalten ja häufig auch Fehlverhalten auftritt, oder das kennen wir ja alle, wo man sich in Krisen anders verhält, als wenn man, wie du sagst, das ruhig ist und das besser überdenken kann, dass man da unterstützt, indem man erst mal ein ruhiges Umfeld anbietet.

00:22:10: Und dann ist meine Erfahrung natürlich nicht in jedem Fall, aber in vielen Fällen, dass dann deutlich besser die Kommunikation stattfinden kann und man dann auch viel mehr erreichen kann.

00:22:20: Ja.

00:22:21: Ich habe online gelesen, zu den Substanzen bzw.

00:22:25: das ist keine Substanz, aber zu den Dingen, die ihr behandelt, gehört auch Mediensucht.

00:22:29: Wie groß ist der Anteil?

00:22:32: Der Anteil ist ehrlicherweise ziemlich klein, den wir erleben bei uns, weil auch das ein relativ neures Phänomen ist und glaube ich auch Und da ist ja auch wichtig, dass wir uns immer als Fachrichtung auch reflektieren, dass nicht so im Fokus lag lange Zeit, weil natürlich auch viele Medien dazugekommen sind in den letzten Jahren und die Patientinnen das gar nicht so offen berichten.

00:22:58: Das muss in meiner Erfahrung, muss man das häufig sehr direkt nachfragen.

00:23:03: Und dann fällt doch auf, wie häufig das noch dazukommt oder vielleicht auch etwas verschlimmert.

00:23:09: Also da müssen wir, glaube ich, oder und auch ich häufiger nach fragen und dafür so besseres Boost sein haben.

00:23:16: Ich fand das ganz interessant, weil das so in einer Reihe mit Substanzen wie Alkohol, illegale Drogen und so weiter genannt wurde, dann kam noch Suchtspiel, was ja auch allgemein bekannt ist, dass die Spielsucht halt da ist und dann kam halt die Medien und die Mediensucht.

00:23:31: und dann habe ich gedacht, wie häufig ist das denn vielleicht auch vielleicht auch Ursache für irgendwelche Warnvorstellungen oder so oder Auslöser oder keine Ahnung.

00:23:39: Wie ist deine Sicht darauf?

00:23:42: Also meine Sicht ist darauf, dass ich es erstmal wichtig finde, dass wir das therapieren und behandeln, wo ein Leidensdruck besteht.

00:23:51: Also entweder für die Betroffenen selbst oder für andere.

00:23:54: Und wenn das mit nicht stoffgebundenen Süchten ist, also Medien oder Pornografie, dann ist das... Genauso Teil oder genauso wichtiger Teil der Behandlung, dann muss man natürlich auf der akuten Suchtstation schauen, ob das dann auch häufig für ein Themengebiet, was wahrscheinlich auch mit viel Charme verbunden ist, ob das der richtige Ort ist, aber da gibt es die richtigen Orte.

00:24:19: Sowohl bei uns im Hause als auch in Köln, da gibt es auch so, weil wir jetzt auch Patienten in letzter Zeit auch behandelt haben, da gibt es zunehmende Angebote.

00:24:28: Da ist sicherlich noch eine große Lücke an Versorgung.

00:24:32: Aber ich glaube, das wird in der Zeit auch immer mehr zunehmen, dass da auch Versorgungsangebote gibt.

00:24:38: Ja.

00:24:39: Gibt es auf so einer Station, auf der du arbeitest, wo dann ja auch Akutfälle behandelt werden, Leute, die nicht angemeldet sind, plötzlich reinkommen?

00:24:47: Gibt es da überhaupt?

00:24:48: Den Alltag?

00:24:50: Nein, ich glaube nicht.

00:24:52: Ich glaube nicht, Daniel.

00:24:53: Ich glaube, es gibt nicht den Alltag.

00:24:55: Es ist, das ist ja meine zweite Akkutstation, die erstmal für allgemein psychiatrische Erkrankungen, die keinen Fokus auf suchtspezifische Erkrankungen haben.

00:25:05: Und es ist schon so, dass die Tage nicht gut vorhersehbar ist.

00:25:09: Es gibt, der Zeitender ist eine Stunde ganz wenig los, dann gibt es drei Aufnahmen auf einmal, dann gibt es... Krisen auf der Station und da muss man ganz viel in dem Moment regeln und dann flaut das aus.

00:25:21: Da gibt es, glaube ich, nicht den Alltag.

00:25:23: Und auch das ist was, was ich sehr schätze auch und was ich sehr spannend finde, dass es auch variieren kann und auch darf bei uns.

00:25:31: Wie organisiert er das denn eigentlich?

00:25:32: Ich habe das Gefühl jetzt gerade, wenn quasi immer etwas passieren kann, was dann eine Krise ist.

00:25:39: Wenn man da keine Mittel und Wege hat, damit umzugehen, wenn man keinen Ablauf hat, keine Routine, wenn man nicht weiß, wer was macht, dann hat man ein riesengroßes Problem.

00:25:47: Seid ihr da so gut organisiert, dass ihr genau wisst, wenn das so und das passiert, dann greift das Rädchen in das andere und du machst das und du machst das?

00:25:56: Ja, ich glaube, das ist schon der Fall.

00:25:58: Es gibt natürlich immer Ausnahmesituationen, die ungeplant sind, Notfall geschehen.

00:26:04: sich so vorzustellen wie bei uns wie eine intensivstation in der somatischen medizin da gibt es ja auch ganz viele dinge die immer wieder ungeplant passieren und auch da gibt es abläufe.

00:26:14: es ist schon So, dass wir eigentlich einen relativ ähnlichen Tagesablauf haben, dass wir morgens auf die Station kommen.

00:26:21: Dann haben wir eine multiprofessionelle Visite, wo so alles, was in der Nacht passiert ist, an Neuaufnahmen durch die Pflegekräfte übergeben wird.

00:26:29: Und dann ist es so, dass wir häufig unter den Assistenzärztinnen dann aufteilen, wer was macht und es gibt dann eben eine tägliche Visite.

00:26:38: Dann gibt es einmal eine Woche eine Oberärztinbesite, eine Kurvenbesite, das ist wo wir Laborwerte und EKGs, Konsole und so weiter durchschauen.

00:26:46: Und das ist sozusagen der Versuch, das auch zu strukturieren.

00:26:53: Und sonst ist es so, dass eigentlich eine, glaube ich, sehr niederschwellige Meldekette einfach auch besteht zwischen der Pflege, die dann eben ja sehr... akut an den patienten ist und den ärztin.

00:27:04: und da sind wir immer sind wir immer erreichbar werden zugerufen machen unser selber ein bild von oder besprechen was vielleicht da gerade notwendig ist.

00:27:13: ja gerade wenn es um psychische erkrankungen geht dann ist ja häufig auch die biografie der patienten wichtig belastung aus dem job vielleicht lebenskontexte und vielleicht auch kleine Details, die die Betroffenen dann selbst gar nicht immer parat haben, die vielleicht aber eine riesene Auswirkung haben.

00:27:31: Sie wissen es halt einfach gar nicht selbst.

00:27:33: Und kann mir da vorstellen, dass vielleicht in einer Situation, wo gerade gepflegt wird oder so, dass da ein Fetzen fällt, wo man denkt, ah, das macht Sinn, dass das insgesamt Kontext passt.

00:27:43: So ein Mosaik-Steinchen.

00:27:45: Wie tauscht ihr euch da aus, dass ihr das auf Schirm habt, dass das weitergegeben wird?

00:27:51: Also, wir haben zweimal täglich eine Übergabe.

00:27:54: Das heißt, die Übergabe ist bei uns eben morgens dieses multiprofessionelle Team und nachmittags eben nochmal ein erneutes Team.

00:28:00: Das heißt, alles, was behandlungsrelevant ist, das wird weitergegeben.

00:28:05: Und das ist ja, glaube ich, auch vielleicht bei uns das Besondere.

00:28:09: Wir haben ja auch, wenn wir eine Aufnahme machen, dann machen wir auch immer eine Anamnese.

00:28:12: Und dazu gehört auch immer, das ist natürlich variabel, wenn Menschen, wie du eben so ... Bild gemalt, dass in akuten Intoxikationen kommen oder gar nicht auskunftsbereit sind oder gar keine Auskunft möglich ist, dann muss das auch erst mal dem Notfall hinten angestellt werden, aber zu jeder psychiatrischen Aufnahme und jedem Arztbrief, der dann später auch verfasst wird, gehört immer eine ausführliche soziobiografische Anamnese.

00:28:36: Das heißt immer... dass, wie die Menschen aufgewachsen sind, was es für eine aktuelle Lebenssituation gibt, Job und so weiter.

00:28:44: Also das gehört immer dazu und das wird auch bei uns dann ergänzt im Verlauf, auch wenn die Menschen dann zum Beispiel besser in Kommunikation treten können.

00:28:53: Ja, und dazu gehört natürlich auch das Umfeld der Personen, das zu Hause, die Angehörigen.

00:29:00: Hast du das Gefühl, dass du da manchmal mittherapieren musst, dass du nicht nur einen Patienten hast, sondern gleich eine ganze Familie?

00:29:07: Also ganz viele Erkrankungen, vor allem im Progress, also in der Prognose, ob sie, wie sie verlaufen, stehen und fallen häufig mit dem Umfeld.

00:29:17: Deshalb finde ich auch, gehört das immer dazu.

00:29:19: Wir nennen das ein Rundertisch, wo wir ganz häufig mit den Patienten, der Patientin und allen Angehörigen sprechen.

00:29:26: Und das ist total wichtig.

00:29:27: Das ist auch total wichtig, dass alle Experte werden von der Erkrankung, wie er das gewünscht ist.

00:29:36: Da ist auch meine Aufgabe häufig dann auch aufzukehren oder von den anderen Kolleginnen.

00:29:40: Was ist das?

00:29:41: Was ist das überhaupt?

00:29:43: Was kann man da machen?

00:29:44: Was soll man?

00:29:44: Darf man?

00:29:45: Muss man?

00:29:46: Und was kann man auch als Angehöriger oder Angehörige tun?

00:29:48: Ja.

00:29:49: Ich meine, so Erkrankungen verlaufen natürlich immer ganz unterschiedlich, je nachdem, in was für einem Unfall man steckt, wie stabil man ist, was man auch zu sich nimmt.

00:29:58: Ich habe mir eine Frage gestellt.

00:30:00: Wie sauer bist du als Arzt auf so illegale Drogen und Substanzen, die teilweise Leben zerstören können?

00:30:09: Das ist die Frage, diese Frage habe ich mir noch nicht gestellt.

00:30:14: Denken wir nicht manchmal, was für ein Scheiß, warum gibt es das überhaupt?

00:30:19: Das tue ich schon, also ich finde vor allem bestimmte Substanzen einfach, finde ich, ganz schlimm wenn die zur verfügung stehen und die einfach auch menschen so schnell körperlich und seelisch zum zerfall bringen.

00:30:32: also auch bei neueren substanzen die auf den auf den schwarz mark kommen oder die gehandelt werden das ist das ist total grauen voll und da würde ich mir auch total wünschen dass das nicht der fall ist.

00:30:45: aber ich glaube ich bin da relativ realistisch und finde das auch wichtig dass wir das mit den patienten besprechen weil Es ist so, auch wenn diese Substanzen verboten werden, es waren immer gewesen, dass häufig die Patienten andere Dinge konsumieren und dass es eher darum geht, warum konsumieren sie, was steht dahinter und wie kann man da unterstützen, dass sie weniger oder gar nicht mehr konsumieren.

00:31:10: Und durch das erste Mal das Verbot oder die Wegnahme, das ist, glaube ich, nur eine temporäre Lösung und das flammt dann, glaube ich, wenn die Substanzen wieder zur Verfügung sind, wieder auf, so dass ich das ganz wichtig finde, dazu besprechen, woher das kommt.

00:31:26: Aber sauer bin ich doch schon auch auf, dass es manche Dinge gibt oder auch manche Dinge in bestimmten Situationen, in Ausnahmesituationen, die Patienten zur Verfügung haben.

00:31:37: Daher würde ich mir das häufig für die anders wünschen.

00:31:40: Was hat deine Arbeit dann mit deinem eigenen Verhalten gemacht?

00:31:43: Ich weiß nicht, ob du Alkohol trinkst, ob du rauchst, ob du ein Cannabis rauchst, ob du Medien konsumierst.

00:31:50: Was hat das Studium in deiner Arbeit mit dir gemacht?

00:31:54: Also es hat natürlich schon Bewusstsein dafür geschaffen, was Substanzen auch für eine zerstörerische Wirkung haben.

00:32:02: Und ich finde es einfach wichtig, dass die bestimmte Sachen wie Alkohol sind auch gesellschaftsfähig.

00:32:10: Ich finde das aber manchmal auch schwierig.

00:32:13: Das ist sozusagen eine gesellschaftsfähige Substanz, die aber auch total viele Leben zerstört und auch wo wir ja ganz viele Vollgeschehen haben.

00:32:21: Und ich glaube, es ist einfach generell wichtig, dass man die Risik- und Nebenwirkung von Konsum kennt und da einfach vorsichtig mit sich umgeht und vor allem die Finger von Substanzen lässt in Situationen, wo es einem schlecht geht.

00:32:40: Das finde ich ganz wichtig.

00:32:41: und auch was du anfangs gesagt hast, das kann ich unterschreiben, wenn es einem nicht gut geht, dass man sich da Hilfe holt und dass man da offen mit umgeht.

00:32:51: Wir sind jetzt gerade irgendwie an dem Punkt, wie hoch ist eigentlich die emotionale Belastung deiner Arbeit?

00:32:56: Wechselhaft.

00:32:57: Das ist schon wechselhaft.

00:33:00: Das ist wechselhaft.

00:33:01: Das kommt total auf den Tag an.

00:33:03: Das kommt auch auf mein Energielevel an.

00:33:07: Ich glaube, ich komme jeden Tag und das ist, finde ich, ein Riesenprivileg.

00:33:13: Gerne auf die Arbeit wieder.

00:33:15: Ich finde das weiterhin total faszinierend und spannend, was ich erleben darf.

00:33:21: Es gibt bestimmte Fälle und bestimmte Patientengeschichten.

00:33:27: Die hauen mich doch auch aus den Socken und die nehme ich auch mit nach Hause.

00:33:31: Und da denke ich auch dann drüber nach.

00:33:35: Und die machen auch was mit mir.

00:33:37: Aber ich finde das auch ganz wichtig im gewissen Maße.

00:33:40: Ich finde auch wichtig, dass lernen wir auch uns in gewisser Form auch davon abzugrenzen und da als Therapeut oder als Therapeutin, als Arzt, Ärztin da auch mit umgehen zu können, weil die Menschen brauchen dann ja auch einen Therapeuten, einen Therapeuten, die damit umgehen kann.

00:33:55: Und ich finde es schwierig, wenn die Menschen das Gefühl haben, sie können das nicht bei mir oder bei jemand anders lassen, weil es mich zu sehr, zu sehr mitnimmt.

00:34:04: Aber ich finde es auch ganz wichtig, dass man da emotional reagiert.

00:34:07: Und das auch die, ich finde das, ich glaube... Viele Dinge machen, merkt man auch an, dass das mir nahegeht.

00:34:13: Und das fände ich auch, wenn ich in einer Therapie wäre oder mit einem Arzt wäre und der wär so stein, kalten wir so gut, ja, der nächste jetzt.

00:34:20: Danke für ihre Geschichte.

00:34:22: Da würde ich nicht lange Therapie machen.

00:34:26: Ja, und das ist ja so in ... dem Zustand oder an dem Punkt, wo die Menschen dann mit ihrer Krankheit in dem Moment sind.

00:34:33: Da gibt es gar nicht mehr viele, die dann letztendlich helfen können.

00:34:35: und am Ende bist du halt einer der wenigen.

00:34:38: und auch wenn es dich mitnimmt, wenn du dich fragst, warum ist das alles so.

00:34:41: Du kannst aber noch anfassen und den Leuten wegweisen, wohin es gehen kann und einen auswegweisen.

00:34:48: Das ist natürlich auch ein großer Punkt, der auch Mut machen kann.

00:34:51: Ja, auf jeden Fall.

00:34:54: Wenn du jetzt nochmal zurückschaust, zu der Zeit, wo du Studiert hast.

00:34:57: Entspricht dieser Alltag dem Bild, das du damals hattest?

00:35:04: Ja und nein, also ich glaube im klassischen Sinne, wie jetzt sich die Kollegin von mir das jetzt vielleicht in der Chirurgie haben oder in der innere Medizin ist das glaube ich nicht.

00:35:16: Und auch ich fand im Studium hatte ich wenig Vorstellung erstmal ohne die Praktika und ohne das Pj wie so ein Arbeitsalltag auch in der Psychiatrie aussehen kann, auch vor allem auf einer geschützten Station.

00:35:32: Ich finde im Gegensatz zu meinen PIOT in Dresden, es gibt so einige regionale Unterschiede und auch trotzdem haben wir noch einen größeren Patientenstamm, also da habe ich auch mehr Geschichten, Biografien und auch Krankheitsepisoden kennengelernt.

00:35:48: Dahin unterscheidet sich das nicht, aber ich glaube so zum, was man vielleicht, wenn man sagt, ich möchte Arzt oder Ärzten werden, dass man da denkt, ich werde der Chirurg oder der Herzdoktor oder der Hausarzt, das ist schon anders.

00:36:02: Ja, das glaube ich sofort.

00:36:04: Zweieinhalb Jahre machst du es jetzt, das haben wir vorhin schon festgestellt.

00:36:07: Gibt es eigentlich so eine Geschichte, die dir im Gedächtnis geblieben ist, wo du denkst, das ist aber gut gelaufen?

00:36:13: Es gibt viele Geschichten, wo ich mich total einfach... ... drüber gefreut hat und was ich auch ... ... was ich dann auch in deine Frage eben noch mal aufzurechnen, ... ... was ich dann wirklich auch noch ein bisschen mitgenommen habe, ... ... aber wirklich Guten ist, ich habe ... ... eine Patientin, die ich ... ... mehrfach in der Klinik kennengelernt habe, ... ... in Köln nochmal getroffen.

00:36:34: Einfach als ich zum einkaufen unterwegs war und die sprach mich dann an.

00:36:36: er kannte mich auch und war bei uns mit einer Drogeninozierten psychose bekannt und hatte mir dann erzählt dass sie jetzt suchtfrei war und das wirklich jetzt auch ein paar monaten hatte.

00:36:50: ein Job.

00:36:50: der hat gesagt das ist total schwierig für mich.

00:36:52: aber ich bin so froh dass das jetzt so geschehen ist und sie war auch einem ganz anderen zustande.

00:36:58: also sie war.

00:37:01: Gepflegt, sie war, hatte ne neuen Haarschnitt und war auch irgendwie total gut gelaunt.

00:37:06: Also das macht dann total Spaß, irgendwie zu sehen.

00:37:09: Da ist so viel Veränderung möglich.

00:37:10: Weil das habe ich auch häufig schon so als Vorurteil in meinem Studium gehört.

00:37:16: Da haben dann die eine oder andere gesagt, ihr seht die doch immer wieder, da passiert doch nichts.

00:37:20: Das ist doch so ein chronisches Bild.

00:37:22: Und da kann ich bei ganz vielen Dingen widersprechen und sagen, da gibt es, habe ich ganz andere Menschen kennengelernt, ganz andere Verläufe.

00:37:30: Du hast jetzt quasi selbst schon die Überleitung zum zweiten Teil hier gebracht.

00:37:33: Man kann ja verschiedene Richtungen nehmen, um auf psychische Erkrankungen zu schauen.

00:37:38: Bereich Behandlung haben wir jetzt gerade besprochen, aber ein ganz großer Teil ist natürlich auch der Umgang der Gesellschaft damit.

00:37:44: So Stigmatisierung, unverständnisvolle Vorurteile.

00:37:48: Ich glaube, in wenigen Bereichen der Medizin ist es so extrem, wie gerade in dem Bereich psychischer Erkrankung, vielleicht auch durch das, was du anfangs gesagt hast, dass man es halt nicht so richtig greifen kann.

00:37:57: Es ist halt nicht die eine Diagnose oder der eine Wert, der dann auf Papier steht, sondern ganz viel ist halt Gespräch und man muss sich das irgendwie so ein bisschen zusammenreiben, weil man es als außen stehende Person häufig ja gar nicht nachempfinden kann.

00:38:11: Einfach um es klarer zu machen oder mal zu versuchen, ein bisschen mehr Verständnis.

00:38:16: für andere Menschen zu erschaffen in diesem Moment.

00:38:21: Wie fühlt sich eine Sucht an, aus deiner Sicht?

00:38:25: Also was die Patientin beschreiben ist, das bei einer Sucht und ich glaube das ist vielleicht auch was man, was man gut nachvollziehen kann, weil es ist ja auch biologisch gut verstanden, dass es eben eine Erkrankung ist und dass auch dort auf Nährwahler und auf biologischer Ebene Veränderungen sind, aber viel hat Sucht und Abhängigkeit mit Verlangenen zu tun.

00:38:47: Also dem drängenden Wunsch etwas zu tun oder eben zu lassen.

00:38:53: Und in der Suchtmedizin heißt das Craving, das ist dieses Verlangen nach Substanz.

00:39:00: Die Menschen haben eben so einen deutlich auch... Im Gegensatz zu anderen Reizen, das nennt man, dass es Sucht spezifische Reize priorisiert werden.

00:39:10: Also, dass die sozusagen an vorderster Front, an der erster Stelle stehen, die haben ein unglaubliches Verlangen, das.

00:39:15: Und da rücken andere Dinge in den Hintergrund.

00:39:18: Da rückt zum Beispiel die Versorgung, die medizinische Versorgung, die Körperpflege in den Hintergrund.

00:39:23: Da gibt es Menschen, die haben bei uns seit Monaten einen gewissen Bruch nicht versorgen lassen, weil eben dieses tiefe Verlangen nach einer Substanz zu konsumieren, so im Vordergrund.

00:39:34: Und dieses Erfüllen löst auch, dieser Substanz löst dann auch wieder eine Kaskade von anderen Emotionen aus.

00:39:44: Zum Beispiel eine Reduktion von einer großen Anspannung oder einem Glücksgefühl.

00:39:48: Und das ist eben so stark und das ist so ein großes Gefühl, dass ein... Stell ich mir so vor, oder wenn die Patienten das besprechen, das drückt ganz viele andere.

00:39:57: Vielleicht auch Gefühle, wo jetzt du und ich sagen würdest, das ist erstmal vordergründig.

00:40:01: Das sollte man erstmal mit umgehen, das drückt die zurück.

00:40:05: Und deshalb ist das so, dass da häufig so ein ganz, ganz großer Druck oder ein Verlangen, ein Craving besteht.

00:40:14: Ja.

00:40:15: Wie unterbricht man das?

00:40:20: Das ist

00:40:21: eine einfache Frage und eine ganz schwierige Antwort.

00:40:29: Es gibt Medikamente, die das unterdrücken können, aber die Mittel der Wahl ist, mit diesem Verlangen umzugehen, das sozusagen umzustrukturieren.

00:40:39: andere Dinge zu erlernen.

00:40:40: Erstmal ist häufig auch für die Menschen ganz, ganz schwierig, weil sie ja immer wieder dieses Verhalten gebahnt haben, dass sie jetzt sagen, was ja vielleicht auch so ein Stereotyp kennt, der dann hört auch auf.

00:40:51: Und das ist ja eben genau, was in der Natur liegt, das geht nicht in dem Moment.

00:40:54: Für viele geht es nicht.

00:40:55: Manche können das.

00:40:56: Und da habe ich auch großen Respekt vor, dass sie sofort sagen, sie schaffen das aufzuhören.

00:41:02: Natürlich wäre das das Beste.

00:41:04: Aber häufig ist es erst mal so eine Reduktion wichtig.

00:41:07: zu kennen was man konsumiert weniger zu konsumiert und dann eben in diesem moment in dem verlangen das zu verstehen dass man ein craving einen sucht druck hat also zu konsumieren und dann kann man mit den patienten zum beispiel andere Fähigkeiten besprechen, wie man etwas anderes tut.

00:41:23: Zum Beispiel, wir nennen das manchmal Skills, also, dass man bestimmte Dinge tut, um die Anspannung, den Suchtdruck zu regulieren, Sport macht oder etwas anderes dann ausführt, was sozusagen dem Suchtdruck hilft.

00:41:37: Und da gibt es auch viele psychotherapeutische Interventionen, zum Beispiel beim Rauchen ist einer der simpelsten Dinge dann zu Beginn schon zu sagen, dann sind die Zigaretten erstmal gar nicht da.

00:41:46: Das ist so eine ganz primäre primäre Suchtintervention, dass man sagt, die Momente, wo ich dann anfällig bin für, das meinetwegen ich trink ein Bierchen in der Kneipe und dann rauche ich danach, dass man da zum Beispiel das gut darüber scheitweist, dann entweder das irgendwie mit einem Kollegen oder jemandem bespricht und sagt, dann habe ich die Zigaretten gar nicht dabei, dann wünsche ich, dass wir das nochmal kurz besprechen, sowas in die Richtung, da gibt es ganz viele Interventionen.

00:42:14: Aber das ist, glaube ich auch, es ist eine Erkrankung.

00:42:18: Die ist behandelbar.

00:42:19: Es ist ein anstrengender Weg, aber der kann, wenn der gewünscht ist, der kann gegangen werden.

00:42:23: Und da kann man gut unterstützen bei

00:42:25: ihm.

00:42:25: Ja.

00:42:26: Was würdest du dir eigentlich von der Gesellschaft wünschen?

00:42:29: Würdest du dir wünschen, dass einfach viel mehr Leute, viel mehr eben genau über diese Prozesse wissen, um das besser einzuordnen?

00:42:37: Vielleicht auch bei Bekannten, Verwandten und dass man halt nicht nur sagt, geh doch mal wieder duschen?

00:42:41: Ja.

00:42:42: Genau.

00:42:43: Das würde ich mir auf jeden Fall wünschen.

00:42:44: Ich glaube, das wäre wahrscheinlich auch der erste Schritt zu sagen, erstmal das Verständnis und auch die Akzeptanz, dass das auch ein Teil unserer Gesellschaft ist.

00:42:54: Und wo wir uns vielleicht deine Frage anknüpfen, eben sagen, würden wir uns wünschen, dass es diese Substanzen nicht gibt und würden wir uns wünschen, dass es das ein Verlangen nach so etwas nicht gibt.

00:43:04: Aber es ist da und ich finde, man muss damit umgehen.

00:43:11: In Bezug auf Köln und auf die Situation hier würde ich mir zusätzlich zum Verständnis auch wünschen, dass es mehr, weil das habe ich auch häufig erlebt, dass es ganz, ganz viel nicht nur auch ärztlich, therapeutischerseits damit zu tun hat, ob jemand konsumiert, wieviel jemand konsumiert, ob das möglich ist, dass er Therapie bekommt, auch von der sozialen Situation.

00:43:34: Das heißt, dass es Räume gibt, wo die Menschen konsumieren können, also Klien konsumieren können.

00:43:38: Das heißt, dass sie dort keine Erkrankungen damit, z.B.

00:43:41: durch intravenösen Drogenkonsum erhalten.

00:43:44: Dass es Möglichkeiten gibt, wie dass sie bestimmte Wohnungszuweisungen haben.

00:43:48: Häufig berichten die Menschen, auch wenn sie in solchen obdachlosen Unterkunften sind, dass da auch häufig Menschen auch dort konsumieren.

00:43:55: Das ist natürlich die... dazu verleitet oder die sogar eine in die Obdachlosigkeit gehen, weil sie sagen, da kann ich nicht suchtfrei werden, wenn überall konsumiert wird.

00:44:05: Und natürlich aber auch, dass es mehr Möglichkeit gibt der Therapie, der Therapie und Behandlungsplätze.

00:44:12: Weil

00:44:12: es ist natürlich toll, wenn wir das empfehlen und die Menschen sollen sich dazu richten und dann gibt es diese Plätze nicht.

00:44:19: Und das ist aber auch eine, ich weiß, dass das ein großer Wunsch ist, dass da ganz, ganz viel für notwendig ist.

00:44:25: Ja, eine Sache möchte ich jetzt gerade nochmal kurz, vielleicht noch genauer definieren, was jetzt gerade bei den Dingen, die du aufgezählt hast, gesagt.

00:44:33: relativ am Anfang, dass es Räume gibt, wo die Leute clean konsumieren können.

00:44:37: Da geht es dann vermutlich erst mal darum, dass sie es nicht auf der Straße machen mit, keine Ahnung, dreckigen Spritzen, wo sie noch andere Krankheiten bekommen und so, dass sie sich mit noch mehr anstecken.

00:44:47: Sondern dass man erst mal sagt, da ist es einigermaßen steril, da kannst du das machen.

00:44:52: Und dass man an der Stelle vielleicht auch ansetzen kann, um die Leute zu erreichen, vermutlich.

00:44:56: Dass das dahinter steckt, dass man nicht sagt, hier, das ist der Raum, da kannst du es alles machen.

00:45:00: Gar kein Problem.

00:45:00: Und dann lässt man sie da alleine.

00:45:02: sondern dass man die Menschen erreicht an der Stelle.

00:45:05: Genau, also das ist auch nicht, dass man jetzt einfach die Menschen in den Raum steckt und sozusagen das unterstützt, sondern es geht da auch zu sagen, dass sie zum Beispiel, wie du das angeschnitten hast, auch wenn sie intravenös konsumieren und das nicht auch sein lassen können oder möchten, dass sie dann Nadeln zum Beispiel erhalten von dieser Positionstelle, die eben nicht, wie du sagst, das Niedelsharing haben, weil das ist auch was, was natürlich unglaublich viele Todesfälle verursacht sind, die Begleitererkrankungen.

00:45:35: entzündliche Erkrankungen, infektiöse Erkrankungen.

00:45:38: Und auch dort ist es so, dass ja ärztlich oder ich glaube eher prima ist das auch pflegirisches, aber erfahrenes Personal ist, dass wenn es Überdosierungen gibt, dass die handeln können.

00:45:48: Das ist ja auch extrem unwürdig irgendwo auf der Straße zu konsumieren und dort zu versterben oder dass gar keiner erreicht oder gar keiner helfen will.

00:45:57: Und in dem Moment ist es dann auch möglich, dass dort dann medizinische Personal eingreifen kann.

00:46:04: Du bist ja schon ein bisschen rumgekommen mit Riga, mit Dresden, Köln.

00:46:08: Ich weiß nicht zu Beginn des Studiums, ob das schon Thema war, aber hast du einen Einblick bekommen, ob an den Orten unterschiedlich damit umgegangen wird?

00:46:16: Eine psychische Erkrankung?

00:46:17: Ja, also ich kann zum Beispiel sagen, auf

00:46:21: der,

00:46:22: also vor allem in Dresden fand ich, das meinte ich mit den regionären Unterschieden, dass auch anders konsumiert wurde.

00:46:29: Also in Dresden war es so, dass da viel Crystal Meth konsumiert wurde, was wir auch in Köln sehen, aber dass hier eher andere Substanzen konsumiert werden.

00:46:41: Gerade ist das viel auch Kokain oder Crack, also dass Kokain das dann auch verändert wird und dann eine andere Substanzform konsumiert.

00:46:51: und Das ist auch ein Unterschied.

00:46:53: und was ich auch immer spannend fand war, das finde ich auch so begeisternd weiterhin auch im Rahmen der Psychose zum Beispiel, dass es andere Warninhalte gab, also andere Inhalte, die Menschen zum Beispiel in Dresden aufgrund der auch aufgrund der Nähe zu Russland auch war es häufig der KGB, wenn es um Verfolgungserleben ging.

00:47:12: und hier ist das dann eher zum Beispiel jetzt heute vielleicht auch eher dann.

00:47:17: Dass das AI ist, aber hier ist es eher die CIA, was ich so auch gehört habe.

00:47:20: Das war nicht schon spannend.

00:47:25: Genau, Köln Nordfinanzamt.

00:47:27: Aber das finde ich einfach auch gespannt, dass sich das auch unterscheidet.

00:47:32: Und dann ist es natürlich auch andere.

00:47:38: Viele Sachen sind ähnlich, aber einige Sachen sind auch unterschiedlich.

00:47:42: Lass uns zum Schluss nochmal mit einem Vorurteil aufräumen.

00:47:45: Viele Menschen sagen ja, so der Krankung, das ist irgendwie selbstverschuldet.

00:47:48: Du hast ja angefangen mit dem Rauchen.

00:47:50: Hinterher, wenn man in der Spirale drin ist, stimmt das natürlich, da kommt man dann nicht mehr raus.

00:47:54: Aber ist es am Ende selbstverschuldet?

00:47:56: oder ist es genauso selbstverschuldet, wie dass man plötzlich ein Herbis bekommt?

00:48:03: Dass das halt einfach irgendwie in einem drinsteckt, dass es Aspekte gibt im Leben, die das triggern.

00:48:08: und dass sich das dann freisetzt, dass man empfänglich ist für Suchterkrankungen.

00:48:13: Genau, also erst mal würde ich sagen, die Suchterkrankung, und das steckt ja auch im Wort Erkrankung, ist nicht verschuldet.

00:48:18: Also ich finde auch, wenn ich sage jetzt eine Lungenentzündung, haben sie sich verschuldet.

00:48:25: Vielleicht gibt es Möglichkeiten, dass das günstigt haben, aber keiner hat eine Erkrankung verschuldet.

00:48:31: Und bei Abhängigkeitserkrankungen, wie bei einigen Erkrankungen, gehen wir von so einem multi-faktoriellen Ursprung.

00:48:40: Das heißt, dass es viele Ursprungsfaktoren gibt und man spricht von, das finde ich eigentlich auch so ein, war für mich auch ganz gut zu verstehen und erkläre ich auch gerne, wenn man sagt, es gibt so ein Vulnerabilitätsstressmodell.

00:48:53: Das heißt, bestimmte Erkrankungen sind wie erstmal durch so eine, so kann man sich vorstellen, durch eine Hülle, erstmal verdeckt, die kommen nicht zu Tage und wenn bestimmte Form von Stress Auftritt.

00:49:07: Das heißt jetzt nicht nur physisch Stress, dass man sich Stress gefühlt ist, aber zum Beispiel auch bei Suchterkrankungen eine genetische Komponente oder biopsychosoziale Aspekte, zum Beispiel finanzielle Sorgen oder dass es zum Beispiel auch Konsum in der Familie gibt, dass es traumatische Erlebnisse gibt, dann ist so die Idee, dass es diese Hülle wie Risse bekommt.

00:49:29: Und irgendwann ist es dann so, wenn es so in dieser immer mehr von dem Stress oben drauf knallt auf diese hülle das dann die erkrankung zu tagekommt.

00:49:38: das heißt also es gibt bestimmte menschen die sind anfälliger zum beispiel abhängig zu werden und das kann durch genetik durch bestimmte dinge die in deren leben passiert sind wo die keine schuld vertragen kann das ausbrechen.

00:49:53: das gute finde ich aber auch ansucht erkrankung dass sie behandelt war sind.

00:49:57: das heißt dass das kein Prozess ist wo man sagt sie haben jetzt irgendwie eine erkrankung oder eine situation die muss ewig so weiter gehen sondern es gibt die Möglichkeit, dass das heilt beziehungsweise, dass man eben Sucht frei lebt.

00:50:10: Und es gibt aber auch die Möglichkeit, dass es auch zum Beispiel der Konsum deutlich reduziert wird, wenn nicht sozusagen die Suchtfreiheit möglich ist oder man eben auch in einer Form konsumiert.

00:50:21: Das ist ja zum Beispiel die Substitution, wo es man auch lange damit leben kann und wo es jetzt auch keinen Schaden für sich oder für andere gibt dadurch.

00:50:30: Und es ist auch gut und das fand ich auch total spannend auch, als ich das auch nochmal so für die Station jetzt auch recherchiert hat, dass es auch ja sehr gut auch im Rahmen von Bildgebungen oder im Rahmen von den Untersuchungen der Nerven auch erklärbar ist, dass es auch Veränderungen im Gehirn bei Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen gibt.

00:50:50: Und da fand ich zum Beispiel ganz spannend auch noch mal zu tief zu da reinzugehen, dass die zum Beispiel Im Gehirn in bestimmten Arealen, da auch Störungen in den Arealen haben, die Impulse kontrollieren.

00:51:05: Das heißt, dass es diesen Menschen total schwierig oder schwer fällt, dann die Emotionen... zu regulieren da etwas gegenzustellen gegenüber eine emotion ein verlangen oder ein craving.

00:51:18: das heißt natürlich nicht dass das nicht auch veränderbar ist und das heißt es nicht dass es dass die menschen dann nicht auch die verantwortung für tragen wenn sie das möchten das zu ändern.

00:51:27: aber das heißt auch dass es viele dinge eben durch erkrankungen oder durch veränderungen in der psychie oder auch in der im körper erklärbar sind.

00:51:39: Ja, und ich glaube, dass diese Erklärbarkeit vielen einfach auch hilft, dass sie denken, deswegen ist mir das passiert und nicht, weil ich einfach zu schwach war oder es nicht geschafft habe oder ich nicht reiche.

00:51:51: Kann ich mir vorstellen, dass das ein großer Punkt ist und genau deswegen ist es wichtig, sich einfach Hilfe zu holen in dem Punkt.

00:51:58: Zum Abschluss Julius.

00:51:59: Unser Podcast steht ja auch unter dem Motto sinnvoll in jeder Beziehung, in deinem Fall jetzt vermutlich einer Arzt-Patienten-Beziehung.

00:52:07: Was bedeutet das für dich?

00:52:08: Was ist sinnvoll in jeder Beziehung?

00:52:10: Ich finde erstmal in der Psychiatrie ist jede therapeutische Beziehung sinnvoll und ich glaube, das ist ganz wichtig, dass wir als Ärzte in der Psychiatrie immer wieder versuchen.

00:52:23: in die Beziehung mit den Patienten zu gehen, das heißt immer wieder zu sprechen, immer wieder auch Möglichkeit geben zur Veränderung, immer wieder auch, wir haben ja Suchterkrankungen, Rückfälle zu besprechen und immer wieder auch zu sagen, das ist etwas, das ist jetzt passiert und wir gehen damit um und das heißt, das ist total sinnvoll.

00:52:43: weiter in einer therapeutischen Beziehung zu bleiben und weiterhin auch offen zu bleiben und zu sagen, auch jemand darf noch mal kommen und darf noch mal etwas versuchen, darf noch mal eine Chance haben und auch die Bemühungen der Patientinnen sinnvoll und auch unsere Arbeit ist sinnvoll zu leisten, weil er es doch Erleichterung bringen kann für ganz viele Menschen, die in sehr vielen Krisen und Ausnahmesituationen sind.

00:53:09: Julius, vielen Dank für deine ganzen Einblicke in deine Arbeit.

00:53:11: Ich habe mir natürlich im Vorfeld Gedanken gemacht, wie deine Arbeit so aussehen mag.

00:53:15: Und du hast das heute auch noch mal geschildert, der Wunsch, Menschen zu helfen, steht natürlich auf der einen Seite, auf der anderen Seite, steht aber natürlich auch die Bereitschaft und die Stärke, sich jeden Tag immer wieder mit diesen Krankheiten natürlich auch mit den persönlichen Situationen der Menschen zu beschäftigen.

00:53:29: Und da gibt es nun mal heftige Schicksale und Lebensgeschichten, die du aber mit deiner Arbeit häufig abpuffern und in eine positive Zukunft drehen kannst.

00:53:38: Und das ist eine große Leistung und toll, dass du dazu bereit bist und heute davon berichtet hast.

00:53:44: Vielen Dank.

00:53:45: Und das war tatsächlich schon die sechste Folge von Seelenarbeit.

00:53:48: Julius Vielhauer hat als Assistenzarzt seinen Weg in die Psychiatrie gefunden.

00:53:53: Aber es gibt natürlich auch andere Wege, wie ihr eines Tages sagen könnt.

00:53:57: Ich arbeite in einer LVR-Klinik und darum kümmern wir uns dann beim nächsten Mal in Folge sieben.

00:54:02: Habe ich gleich zwei Gästinnen, die uns berichten, wie die Ausbildung in der Psychiatrie eigentlich abläuft.

00:54:08: In vier Wochen ist es soweit, schnappt euch vorher noch mal eine andere Folge, zum Beispiel Folge sechs über die Traumotherapie in der LVR-Klinik in Bonn oder Folge drei, in der uns Anika Pich erklärt, was Ergotherapie eigentlich ist.

00:54:21: Und am besten abonniert ihr noch die sozialen Kanäle vom LVR, damit ihr keine Updates zu Seelenarbeit mehr verpasst.

00:54:27: Ich wünsche euch eine gute Zeit, bis zum nächsten Mal.

00:54:29: Ich bin Daniel Schwing, euer machts gut, tschüss.

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